Die Grefrather SPD musste nach der Kommunalwahl herbe Verluste hinnehmen. Dennoch sollen sozialdemokratischen Themen weiterhin platziert werden. Dazu gehören bezahlbare Wohnungen in Grefrath. Von Uli Rentzsch
GREFRATH | In Grefrath gibt es einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Diese klare Aussage unterstreichen die beiden Grefrather SPD-Politiker Bernd Bedronka und Roland Angenvoort. „Man merkt schnell, dass es eine hohe Anzahl von Bewerbern auf eine geringe Anzahl von neu gebauten Häusern gibt“, sagt Roland Angenvoort, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten im Grefrath Gemeinderat. Es sei grundsätzlich gut, dass es die Menschen nach Grefrath zieht. Man habe gelernt. So seien im neuen Wohngebiet an der Färberstraße auch zwei Mehrfamilienhäuser eingeplant worden. Im Baugebiet Schaphauser Straße sei dies noch von der Mehrheitsfraktion, also der CDU, abgelehnt worden. „Das hat mich schon gestört,“ sagt Angenvoort.
Mit dem Beginn der Bauarbeiten an der Färberstraße rechnen die beiden Sozialdemokraten innerhalb der nächsten zwei Jahre. Das decke den Bedarf aber immer noch nicht, ergänzt der Fraktionsvorsitzende Bernd Bedronka. „Wenn man Einfamiliengrundstücke ausweist, dann haben wir im Verhältnis drei bis vier Bewerbungen auf ein Grundstück“, sagt er. Grefrath werde im überregionalen Vergleich oft im gleichem Atemzug mit Kempen genannt. So haben die beiden Kommunen einen ähnlichen Mietspiegel, „was mich übrigens sehr stört“. Aber mit bezahlbarem Wohnraum sei nicht unbedingt sozialer Wohnungsbau gemeint. Gerade freie Träger schaffen es, Quadratmeterpreise anzubieten, die auch nicht höher als im sozialen Wohnungsbau liegen. „Es muss in Grefrath Wohnungen geben, die bezahlbar sind, nicht nur für Sozialhilfeempfänger, sondern beispielsweise für junge Leute, die aus dem Elternhaus ausziehen wollen, aber dennoch in Grefrath bleiben wollen“, sagt Bedronka. Das gelte auch für Menschen, die im Alter ihre Wohnfläche verringern möchten. „Wir brauchen also gerade hier Flächen, auf der man fünf bis sechs Wohneinheiten unterbringen könnte“, ergänzt Angenvoort.
Die Umsetzung gestalte sich nicht einfach, betont Bedronka. Er glaubt, die CDU hätte nicht genug Verbindungen in junge Familien oder in junge Geringverdiener oder in die Gruppe älterer Menschen, die sich im Alter Sorgen machten. Das Resultat sei eine Art Klientelbedienung. So sei es letztendlich zu dem Beschluss gekommen, dass an der Schaphauser Straße nur Einfamilienhäuser geplant würden. „Diese Richtung passt in den gesellschaftlichen Zusammenhang der CDU, aber nicht in unseren gesellschaftlichen Zusammenhang“, sagt Bedronka. Die Forderung der Grefrather SPD ist, bei jeder Ausweisung eines Baugebietes darauf zu achten, dass auch Mehrfamilienhäuser in die Planung einbezogen werden.
Angenvoort gibt zu bedenken, dass die Gemeinde ein Vorkaufsrecht hinsichtlich eines Grundstückskaufs habe. So habe man es im Falle eines großen Grundstücks in Oedt nicht geschafft, den „Finger darauf zu halten“, also als Gemeinde zu erwerben. Damit sei der gestalterische Rahmen verloren gegangen, weil nun ein Bauträger elf Wohneinheiten plane. „Hätte die Gemeinde das Gebiet als Bauland entwickelt, hätte man nach meinen Berechnungen rund 300.000 Euro Gewinn erzielen können“, sagt Angenvoort. So bräuchte man sich über die Luftfiltergeräte in den Schulen nicht mehr zu unterhalten. Und man hätte die gestalterische Hoheit gehabt.
„Denkbar wäre ein kommunales Investunternehmen, das bereit ist, in bezahlbaren Wohnraum zu investieren“, erklärt Bedronka. Dieses Unternehmen könnte ein Mehrfamilienhaus auch als Vermieter weiter betreiben. Grefrath sei zwar an der GWG, der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft für den Kreis Viersen, beteiligt, dennoch müsse die GWG, übrigens größter Vermieter in Grefrath, mit ihren Kapazitäten haushalten. Angenvoort kann sich durchaus vorstellen, auf interkommunaler Ebene tätig zu werden, man müsse nicht alles alleine machen. Grefrath sei schließlich eine kleine Gemeinde und mit einer Stadt nicht zu vergleichen. „Unsere Aufgabe ist es, zu sensibilisieren und Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Angenvoort. „Wir müssen in Grefrath eine gesunde Mischung von Wohneinheiten finden“, ergänzt Bedronka.
Nach der vergangenen Kommunalwahl habe die SPD die Hälfte ihrer Ratssitze verloren. Besonders bitter haben die Sozialdemokraten den Abgang von Jessica Steinmüller empfunden, die mit Mandat – das sie übrigens nicht direkt, sondern von der SPD bekommen habe – nach der Kommunalwahl zu den Grünen wechselte. „Wir sind bei dieser Wahl ganz knapp am sechsten Mandat vorbeigeschrammt“, sagt Bedronka. Von den möglichen sechs Sitzen bleiben also aktuell nur noch vier. Damit ist die SPD viertstärkste Fraktion im Rat. „Niemand ist so abgestraft worden wir wir“, gibt Bedronka unumwunden zu. „Aber wir haben uns relativ schnell gefangen und schauen zuversichtlich in die Zukunft“, ergänzt Angenvoort. Die Menschen, die für die SPD leben, seien ja noch vorhanden. Angenvoort: „Unser Ziel muss es sein, uns wieder an die 30 Prozent Stimmenanteil heranzurobben.“
Info Vier statt sechs Mandate für die SPD
Bei der Kommunalwahl 2020 erreichte die Grefrather SPD 17,25 Prozent (Kommunalwahl 2014: 33,56 Prozent) der Stimmen, die zweitmeisten hinter der CDU. Das spiegelt sich nicht in der Sitzverteilung im Gemeinderat wider. Hier hat die SPD aktuell vier Sitze. Von den ursprünglichen fünf Sitzen verlor die SPD einen Sitz durch den Wechsel von Jessica Steinmüller zu den Grünen, die nach dem Wahlergebnis ebenfalls fünf Sitze hatte, nun aber mit sechs Vertreterinnen und Vertretern im Rat sitzt.
Quelle: Rheinische Post 27. 08, 2021
Grefrather Kulturpreis geht an Martinsvereine
Die Sozialdemokraten lobten die Kreativität der Vereine in Corona-Zeiten. Von Alfred Knorr
GREFRATH | Am Samstag konnte der Grefrather Ortsverein der SPD endlich wieder ein Sommerfest feiern, nachdem es im Vorjahr corona-bedingt ausfallen musste. Mit dem Kulturpreis der SPD wurden die Martinsvereine in den vier Grefrather Ortsteilen geehrt. Der Ortsverbandsvorsitzende der SPD, Hugo Bellgardt, hob in der Laudatio die besonderen Verdienste um das Brauchtum in Grefrath hervor und dankte den sechs Vereinsvertretern für den Einsatz der Martinsvereine und ihre besondere Kreativität im vergangenen Corona-Jahr.
Das langjähre Parteimitglied Karl-Heinz Weidenfeld erhielt aus der Hand von Altbürgermeister Manfred Lommetz den Maya-Schmitz-Peick-Preis für sein ehrenamtliches Engagement in fünf Jahrzehnten. Weidenfeld war 45 Jahre als sachkundiger Bürger und als SPD-Vertreter im Gemeinderat politisch ehrenamtlich tätig. Lommetz ging in seiner Laudatio auf den für ihn besten Bundespräsidenten ein und zitierte Gustav Heinemann mit den Worten: „Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten umgeht“. Dazu tragen die Ehrenamtler einen Großteil bei. Der ehemalige Bürgermeister charakterisierte Weidenfeld als einen Gemeindevertreter, der nicht „stromlinienförmig oder als Mitläufer sein Mandat versah, sondern sich als streitbarer und provozierender Zeitgenosse“ für die Menschen einsetzte. Vorbild hierfür sei auch die 2015 verstorbene Oedterin Maya Schmitz-Peick gewesen, die sich zeitlebens für die Schwachen einsetzte, zuletzt unter anderem für geflüchtete Menschen. Weidenfeld dankte für den Ehrenamtspreis, aber nicht ohne zu erwähnen, dass man sich nicht auf Platz 1 der Wahlliste setzen lässt, um nach der Wahl mit dem Mandat zu einer anderen Partei zu wechseln.
Udo Schiefner, Bundestagsabgeordneter aus Kempen, überreichte auf dem Sommerfest Urkunden und Geschenke an verdiente langjährige SPD-Mitglieder, die zusammen 200 Jahre Partei- und Ortsgeschichte ausmachten. Zusammen mit der NRW-Generalsekretärin Nadja Lüders ehrte er Christa Giese für zehnjährige, Jürgen Hüren für 40-jährige und seinen Vater Winfried Hüren für 50-jährige Mitgliedschaft in der SPD. Winfried Hüren war langjähriges Ratsmitglied und SPD-Ortvorsitzender und ist noch heute bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) wie auch beim Verein „Älter werden in Grefrath“ aktiv. Auf eine über 50-jährige Mitgliedschaft konnte auch Hans-Willi Bauten zurückblicken, der in der Zeit der Studentenunruhen 1969 der SPD beitrat. Mit 55 Mitgliedschaftsjahren ehrten Udo Schiefner und Nadja Lüders die „Grande Dame“ der Grefrather SPD, Monika Nöthe. Sie war viele Jahre Ortsvereinsvorsitzende, stellvertretende Bürgermeisterin sowie stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Grefrather Gemeinderat. Quelle: Rheinische Post 24. 08. 2021
Grefrath Um Filteranlagen in Schulen anschaffen und installieren zu können, hat die SPD in Grefrath beantragt, 180.000 Euro für diese Aufwendungen zielgerichtet für diese Maßnahme neu in den Nachtragshaushalt 2021 aufzunehmen.
Dabei handele es sich um eine pandemiebedingte Mehraufwendung, die isoliert werden könne. Das heißt, dass die Gemeinde aktuell nur eine geringe finanzielle Belastung zu tragen hätte.
Bereits mehrfach sei in der Vergangenheit über die notwendige Ausstattung von rund 40 Klassenräumen an der Sekundarschule sowie den beiden Standorten der Grundschule mit Filteranlagen gegen Viren, insbesondere Coronaviren, beraten worden. Zuletzt sei in der Sitzung des Rates am 22. Juni 2020 ein praktikables Modell für einen Einzelpreis von knapp 4000 Euro pro Stück durch das Bauamt vorgestellt und von der Politik gutgeheißen worden, erinnert die SPD in ihrem Antrag an den Bürgermeister Stefan Schumeckers. „Leider wurde dieser Vorschlag in der irrigen Annahme, die Pandemie würde sich schon auslaufen, nicht weiterverfolgt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Bedronka.
Eine Anschaffung und Installation müsse in den kommenden Monaten durchgeführt werden, um bei Beginn der Heizperiode im Herbst gegen eine zu befürchtende weitere Coronawelle zumindest teilweise gewappnet zu sein. Die bisherige Praxis der regelmäßigen Durchlüftung stelle ja lediglich eine kompromissbehaftete Hilfsmaßnahme dar, so die SPD. Darüber hinaus sei die Installation auch in den Räumen der OGS vorzusehen, sodass hier insgesamt 180.000 Euro vorzusehen seien.
Filteranlagen sollen Viren kontinuierlich aus der Luft herausfiltern. Das Umweltbundesamt, es gehört zum Geschäftsbereich des Bundesumweltministerium mit Svenja Schulze (SPD) an der Spitze, sieht die Filteranlagen allerdings skeptisch, hält sie aber doch in Ausnahmefällen für begründet.
Quelle ; Rheinische Post 31. März 2021
Sommerfest der Grefrather SPD : Kulturpreis geht an die Grefrather Niersmatrosen (Von Uli Rentzsch)
Grefrath Rund 60 Gäste begrüßte die Grefrather SPD zum Sommerfest. In diesem Rahmen wurden der Kultur- und der Maja-Schmitz-Peick-Preis verliehen
Die Grefrather SPD vergab am Sonntag in der Gaststätte „Am Nordkanal“ sowohl ihren Kultur- als auch den Maja-Schmitz-Peick-Bürgerpreis (Auszeichnung für das Ehrenamt). Die Oedterin Maja Schmitz-Peick hatte sich zu ihren Lebzeiten intensiv und engagiert für geflüchtete Menschen eingesetzt. In diesem Gedenken ging der Preis, der übrigens jährlich verliehen wird, an die beiden Grefrather Seniorentreffs – sowohl der evangelischen als auch katholischen Kirche. Die Laudatio hielt Grefraths Bürgermeister Stefan Schumeckers. Die beiden Treffs wirkten vor allem während der Coronazeit unermüdlich der Vereinsamung älterer Menschen entgegen, erklärte Bernd Bedronka, Fraktionsvorsitzender der SPD.
Über den Kulturpreis freuten sich „Die Niersmatrosen“. Über die Grenzen Grefraths sei der Chor bekannt geworden, erklärte Bedronka. Außerdem stünden Shantys, die DNA der Niersmatrosen, auch in der Tradition der Arbeiterlieder. Die passenden Worte dazu fand Udo Schiefner MdB in seiner Laudatio. Die Niersmatrosen stellte ihre Sangeskunst am Tag selbst mehrfach unter Beweis. „Die Niersmatrosen verbreiten einfach gute Laune“, merkte Bedronka an.
Bedronka selbst hielt die Laudatio für seinen langjährigen Weggefährten Roland Angenvoordt, der sein Ratsmandat Ende August niederlegt, dem Grefrather Ortsverein aber erhalten bleibt. Für ihn rück Hugo Bellgart in den Rat nach.(Ure)
Quelle: Rheinische Post, 22.08.202
Grefrath Das Thema Bauen ist in der DNA der Sozialdemokratie fest verankert — auch in Grefrath. Der Fraktionsvorsitzende Bernd Bedronka und der Ortsvereinsvorsitzende Hugo Bellgardt fanden im Sommergespräch mit unserer Redaktion deutliche Worte. (von Uli Rentzsch Text und Foto)
Den Fokus der sozialdemokratischen Arbeit in Grefrath hatte die SPD schon seit einigen Jahren auf das Thema Bauen gelegt, im Speziellen auf den Geschosswohnungsbau. „Nun wird das Thema auch von anderen aufgegriffen“, sagt Bernd Bedronka, Fraktionsvorsitzender der SPD im Grefrather Gemeinderat. Die Zahlen lägen auf dem Tisch: „Wir wissen, dass es in Grefrath zu wenige Mietwohnungen gibt, sowohl für ältere Bürgerinnen und Bürger, die in eine kleinere Wohnung wechseln wollen, als auch für jüngere Menschen, die in Grefrath bleiben wollen.“ Was die Anmerkungen der anderen Parteien angehe, gebe es inzwischen Übereinstimmung. Bei der konkreten Umsetzung sieht Bedronka noch Luft nach oben. Beispiel Haffmansfeld: Hier seien zunächst zwei Geschosswohnungsbauten geplant gewesen, dort, wo jetzt der Kindergarten errichtet wird. Letztlich sei anders entschieden worden. In den Baugebieten Färberstraße in Oedt und im Mayfeld in Grefrath sei der mehrgeschossige Wohnungsbau aber gesichert.
In diesem Zusammenhang ist es für die SPD wesentlich, nicht nur wie die Entscheidungen fallen, sonder auch, wer daran beteiligt wird, wie Politik und die Bürgerschaft eingebunden werden. „Das Mitnehmen der Bevölkerung, das scheint aus unserer Sicht in den letzten ein, zwei Jahren zu leiden“, sagt Bedronka. Im Baugebiet Haffmansfeld beispielsweise sei die Vergabe der Grundstücke völlig intransparent gewesen. Auch für die Anwohner der Straße Am Wemken in Oedt sei die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern schief gelaufen. Dieser Bereich sei nicht ins Straßen- und Wegekonzept aufgenommen worden, ergänzt Hugo Bellgardt, Vorsitzender des Ortsvereins der SPD: „Nachdem die Gemeinde das Thema ins Rollen gebracht hat, konnte man es nicht mehr zurücknehmen. Die Gemeinde hätte sagen können, dieser Bereich ist nicht kostenpflichtig für die Anlieger.“ Jetzt stünden die Kosten nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) im Raum.
Bedronka führt ein weiteres Beispiel an: Die Sperrung des Grefrather Marktplatzes. Die Politik habe das einstimmig beschlossen. Allerdings sei die Grundlage für diesen Beschluss gewesen, es sei mit allen Beteiligten gesprochen worden. „Aber das stimmt nicht. Mit den Eigentümern der Immobilien wurde gesprochen, aber nicht mit jenen, die dort ihr Geschäft betreiben“, sagt Bernd Bedronka. Es gehöre zur Gesamtkommunikationskultur, wie dieses Thema vermittelt werde. Allerdings, räumt Bedronka ein, gebe es eine Hol- und Bringschuld. Zum Thema Baugebiet an der Färberstraße hatten die Anwohner bei Bürgerversammlungen der SPD ihre Bedenken geäußert: Zwei wichtige Themen seien besprochen worden: Was passiert mit den dort anliegenden Schrebergärten, und gibt es die Möglichkeit einer Baustraße, damit Bagger und Lkw nicht permanent durch das Viertel rollen? „Vor allem hinsichtlich der Baustraße muss eine möglichst schnelle Lösung gefunden werden“, sagt Hugo Bellgardt.
Auch die aktuellen Einwände eines Anwohners müssten inhaltlich angehört und geprüft werden. „Für uns macht es allerdings Sinn, dass das Baugebiet so erschlossen wird, wie es geplant wurde“, sagt Bedronka. Bellgardt weiß, dass viele ältere Anwohner gerne in eine kleinere Wohnung ziehen wollen, aber ihr Viertel nicht verlassen möchten: „Das war schon immer unsere Philosophie.“
Bedenken hat Hugo Bellgardt auch hinsichtlich der Organisationskosten beim Neubau des Rathauses. Zu den 11,5 Millionen Euro kämen so noch weitere 450.000 Euro hinzu. „Damit werden wir nicht auskommen“, ahnt Bellgardt, „dafür werden nicht für zwei Jahre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Container umziehen können.“ Schon allein durch den Umzug verliere man Leistung, die Arbeitsweise und die Arbeitsprozesse würden sich ändern. „Es gibt möglicherweise viele Freiheiten, aber es benötigt sehr viel Disziplin.“
Zum Thema Energiekrise hatte die SPD jetzt angeregt, der Bürgerschaft umfangreiche Beratungen anzubieten und auf kostenfreie Beratungsstrukturen hinzuweisen. „Beim Familienaktionstag am 11. September am Rathausplatz wollen wir darauf schon aufmerksam machen“, merkt Bellgardt an, aber da müssten Verwaltung und Parteien gemeinsam an einem Strang ziehen. „Wir müssen die Ängste der Bevölkerung Ernst nehmen, wir können nicht immer nach Berlin zeigen, sondern man kann konkret vor Ort in Grefrath anfangen“, sagt Bedronka. Alle wüssten, wie wichtig das Thema Klimaschutz ist, ergänzt Bellgardt: „Eigentlich müssten alle Fraktionen eine konzertierte Aktion starten, es braucht Maßnahmen, die alle verstehen.“ Er würde sich wünschen, wenn aus dem Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität Anträge an die Verwaltung gerichtet werden, die einen klaren Auftrag beinhalten.“ Das große Ganze sei im Integrierten Klimaschutzkonzept beschrieben, aber man könne auch mit kleineren Maßnahmen vor Ort für eine baldige Umsetzung sorgen. „Der UKM ist so eine der großen Enttäuschungen dieser Wahlperiode“, sagt Bedronka.
Grefrath muss sich um den Kanalbau kümmern
Wenn man schon von einer Baugemeinde Grefrath spreche, müsse man auch bedenken, dass aktuell Bauvorhaben immer wieder verschoben werden, sagt Hugo Bellgardt. Gemeint ist der Kanalbau. Es wird befürchtet, dass die Kanäle in absehbarer Zeit marode werden. Man fürchtet einen Instandhaltungsrückstau. Dabei steigen doch die Kosten Jahr für Jahr. Weitere Themen: www.spd-grefrath.de.
Quelle : Rheinische Post, 2. 9. 2022
Grefrath Die Sozialdemokraten fordern Maßnahmen zur Klimaanpassung. Besonders geeignet seien hierfür Schulen. Warum mit der Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule ein erstes Zeichen gesetzt werden kann. Von Ulrich Rentzsch (Text und Foto)
Bei der bevorstehenden Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule am Burgweg in Grefrath müssten auch Maßnahmen zur Klimaanpassung berücksichtigt werden. Darauf hatte Bernd Bedronka, Fraktionsvorsitzender der SDP im Gemeinderat, im Bau- und Planungsausschuss hingewiesen. Vor allem müsse die Koppelung von blau-grün-grauer Infrastruktur beachtet werden. Hinter dem Begriff blaue und grüne Infrastruktur steht der Gedanke, dass Ökosysteme – etwa intakte Auen oder städtische Grünflächen – genauso unverzichtbar für eine nachhaltige Entwicklung sind, wie eine „graue“, also technische Infrastruktur.
Es sei zu prüfen, welche der folgenden Maßnahmen in bestehende Gebäude und Anlagen zu integrieren und umzusetzen sind: Wand- und Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, Regenwassersammlung in einer Zisterne zur Bewässerung von Grün oder Nutzung für Toilettenspülungen, teilversiegelte Fläche, Grünanlagen, oder auch eine Verdunstungsmulde beziehungsweise Rigolen, merkte dazu Doris Friemelt, sachkundige Bürgerin der SPD im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität, an. Möglicherweise, so ergänzt Bedronka, könnten durch eine Kopplung solcher Maßnahmen Synergieeffekte erzielt werden und auch Kosten eingespart werden. Das müsse ebenfalls geprüft werden, „auch unter Berücksichtigung von erwartungsgemäß negativen Folgen bei Nichtdurchführung von Maßnahmen“.‘
Länger andauernde Trockenperioden, Starkregenereignisse, die knapper werdende Ressource Wasser, intensive Hitze – davon sei auch Grefrath betroffen. „Heute müssen die Bäume gepflanzt werden, die in 30 Jahren Schatten spenden sollen“, sagt Doris Friemelt, die einen Blick in die Zukunft wagt: „Wir werden es zukünftig, selbst in unserem Teil der Welt, mit Wasserknappheit zu tun bekommen.“
Derzeit sei die Trinkwasserversorgung in Grefrath gesichert, aber die Entnahme von Wasser für Bewässerung in Landwirtschaft, Unternehmen und Privatgärten durch Abpumpen werde zukünftig nicht beliebig verfügbar bleiben. Der Kreis Viersen hatte bereits eine Verordnung zur Entnahme von Wasser aus Flüssen, Bächen und Seen herausgegeben. Doris Friemelt: „Wir werden mit Wassersparmaßnahmen konfrontiert werden, die ohne Gegensteuern dazu führen, dass weniger landwirtschaftliche Produktion möglich ist und dass Grün abstirbt.“
Idealerweise seien Schulen der geeignete Ort für die Umsetzung einer Kopplung solcher Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung, erklärt Bedronka. Schulgelände verfügten über große für die Regenbewirtschaftung geeignete Freiflächen. Konkret bedeutet das: Dachbegrünung mit der Ableitung überschüssigen Wassers in eine Zisterne und Entwässerung in Rigolen oder einer Mulde entlaste bei Starkregen, ebenso eine teilversiegelte Fläche, die zur Regenwassersammlung dienen könne. Ein Gründach biete Dämmung gegen Hitze, die Wiederverwendung des Regenwassers aus der Zisterne zur Bewässerung diene der Erhaltung von Grün, wobei das Grün wiederum die nötige Kühlung und Verschattung für einen angenehmeren Aufenthalt im Freien bei Hitze sorge.
„Die bisher unzureichende Beurteilung von Klimaauswirkungen in den verwaltungsseitigen Beschlussvorlagen für die politische Beratung kann nicht weiter Bestand haben“, sagt Bedronka. Die SPD werde bei jeder anstehenden Baumaßnahme die genannten Aspekte beleuchten und entsprechende Maßnahmen bei Bedarf einfordern. Außerdem erneuere die SPD ihr Angebot, nach Aufbrechen des Schulhofasphaltes den ersten Baum zu pflanzen: Man wollen den Worten auch Taten folgen lassen.
Quelle : Rheinische Post, 7.9.2022
Grefrath Auch hier in Grefrath sei der Klimawandel deutlich zu spüren. Dürre, Hitze, Starkregen oder Sturm machten nicht an der Gemeindegrenze Halt. Warum Klimaanpassung eine Lösung ist.
Seit rund vier Jahren ist Doris Friemelt Mitglied in der SPD. Heute engagiert sich die Sozialdemokratin als sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität. Vertretungsweise ist sich auch im Bau- und Planungsausschuss und im Wahlausschuss tätig. Sie habe sich schon immer für Politik interessiert, schon des Berufes wegen: Doris Friemelt war Lehrerin für Deutsch und Geschichte an der Anne-Frank-Gesamtschule in Moers. Seit 1978 lebt sie in Oedt.
Ihren Blick hatte sie im Wesentlichen auf die Bundespolitik gerichtet, „die Lokalpolitik ist zunächst an mir vorbeigegangen“, gibt sie zu. Der Streit um die damalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles habe sie letztendlich bewogen, in die SPD einzutreten. Die Vorgehensweise einiger männlicher Kräfte habe ihr gar nicht gefallen: Der Entschluss war gefasst. Sie meldete sich im Viersener Büro: „Ich möchte in die SPD eintreten, denn es scheint Bedarf an Frauen zu geben.“ Gesagt, getan. Doch die erste Zeit empfand Doris Friemelt als schwierig. „Ich habe einen Brief nach Berlin schreiben müssen, weil sich zunächst niemand um mich gekümmert hatte“, erinnert sie sich. Sie sei schließlich zum Rathaus gegangen und wollte an einer Fraktionssitzung teilnehmen. „Das geht natürlich nicht so einfach, man kann nicht einfach an einer solchen Sitzung teilnehmen“, weiß sie längst, „aber ich habe meinen Bedarf angemeldet, dass ich gerne mitarbeiten wollte.“
Ihr Thema: Klimawandel und Klimaanpassung. „Gerade zur Anpassung wissen wir schon einiges, aber nicht so viel, dass es den Menschen klar macht, dass wir jetzt wirklich etwas tun müssen – auch hier in Grefrath“, erklärt sie. Man glaube, man lebe in einer heilen Welt, weil in Grefrath alles so schön grün sei, vergesse aber, dass die gesamte Welt vom Klimawandel betroffen sei – und damit auch die grüne Insel, in der man hier lebe. Dieses Bewusstsein entwickele sich langsam, weil man merke, dass Dürre, Sturm, Hitze oder Starkregenereignisse vor keiner Ortsgrenze Halt machen. „Wenn in Tönisvorst 40 Grad gemessen werden, habe ich die Hitze auch hier vor der Haustür“, sagt Doris Friemelt. Das Problem sei: Es kommt schleichend. Dennoch könnten die Auswirkungen für die kommenden Generationen verheerend sein.
Wohnt denn dem Begriff Klimaanpassung nicht auch Resignation inne, wenn es uns schon nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, dann müssen wir uns zumindest anpassen? „Es ist ein Erfordernis. Der Mensch muss sich, so weit es geht, schützen“, antwortet die SPD-Politikerin. „Da wir die Klimaziele nicht erreichen, haben wir mit der Klimaanpassung die Möglichkeit, uns zu schützen“, ergänzt sie. Die Maßnahmen zur Klimaanpassung seien in Grefrath jedoch noch nicht so berücksichtigt worden, wie es notwendig wäre.
Da wären beispielsweise naturbasierte Lösungen. Bei Starkregen müssten die Gebäude geschützt werden, eine Frage, die vor allem die Eigentümer betrifft. Die Gemeinde Grefrath könne bei kommunalen Gebäuden entsprechende Maßnahmen ergreifen, bei privaten Eigentümer könne sie das nicht. „Aber die Gemeinde kann zumindest informieren“, sagt Friemelt. Es gebe reichlich Angebote, wie man Fenster, Türen und vor allem sanitären Anlage schützt. Dennoch müsse sich die Gemeinde um ihre Kanalisation kümmern. Überschüssiges Wasser müsse abgeleitet werden können. Für den privaten Eigentümer könne das ganz einfach heißen: „An jedes Haus, an jedes Gartenhäuschen eine Regentonne.“ Das heißt auch, Wasser speichern zu können, um bei Dürre wässern zu können.
Gegen Hitze helfe grüne Infrastruktur. „Bäume pflanzen“, sagt Doris Friemelt, auch wenn dieser Prozess durchaus kostenintensiv sein könne, was Platz und Pflege betrifft. Oft genug werde der große Aufwand als Argument ins Feld geführt, der die Maßnahmen zur Klimaanpassung begleite. Mal störe das viele Laub, mal sei der Personalmangel zu groß, mal sei etwas technisch nur schwer umzusetzen. Das Klimaanpassungsgesetz in NRW sei an vielen Stelen zu schwammig formuliert, führt Friemelt an. Wenn jetzt eine Maßnahme formuliert werde, komme es einem Betteln gleich. Dabei trüge der Schein, meint Friemelt: Grefrath habe nicht so viele Grünfläche, habe einen relativ hohen Versiegelungsgrad, die landwirtschaftliche Nutzung sei vorrangig.
Das Wichtigste sei jedoch die Kommunikation und Information. Doris Friemelt habe bemerkt, dass in den Fraktion ein Umdenken stattgefunden habe. Umwelt- und Klimaschutz sei eben nicht nur ein Thema der Grünen, so Friemelt. So regt die SPD-Politikerin an, sich intensiv mit dem Thema Fassadenbegrünung zu beschäftigen. Dazu gehöre die passende Information für Bürgerinnen und Bürger. „So kann man etwas für die Klimaanpassung und für die Energieeinsparung tun“, sagt sie. Diese Information müsse umfassend sein. Das könne auch die Gemeinde leisten.
Was die Politik betrifft, so verdiene diese Thematik eine rudimentäre Überparteilichkeit. „Es betrifft nämlich alle in unsere Gemeinde“, sagt Doris Friemelt.
Quelle: Rheinische Post 05.10.2022 Text und Foto: Uli Rentzsch