Klara Geywitz äußert sich zu „gutem Wohnen“ – dazu ein Kommentar

Klara Geywitz äußert sich zu „gutem Wohnen“ – dazu ein Kommentar

18. 04. 2022 Es ist richtig, was Bauministerin Klara Geywitz zum „guten Wohnen“ vorhat, den Neubau von Einfamilienhäusern einzudämmen und stattdessen alte Gebäude zu sanieren, damit der immense Flächenverbrauch und der für Neubauten nötige Ressourcenverbrauch an Materialien endlich gestoppt wird.

Das dient der Umwelt und dem Klimaschutz, fördert die Klimaanpassung und den Erhalt der Ökosysteme. Es braucht ein Umdenken im Wohnbereich.

Allerdings ist bei ihrem Vorschlag nicht alles so leicht umsetzbar, wie es sich anhört. Dazu gibt es einige Punkte anzumerken.

Gebaut wird in Städten und Gemeinden, und dort ist durchaus noch nicht in allen Rathäusern angekommen, was klimagerechtes Bauen bedeutet. Denn darum muss es ja beim „guten Wohnen“ gehen.

Zum einen wird nach wie vor übermäßig mit Einfamilienhäusern, dazu Parkplätzen und jeder Menge Versiegelung in die Fläche gebaut, weil das der Wunsch der Bürger ist und die möchte man als Wähler nicht verlieren, sondern zufriedenstellen. Wenn daran etwas anders werden soll, muss sich die Einstellung der Bürger verändern, aber auch der politische Willi in den Rathäusern.

Zum anderen bedeutet eine Verringerung von Neubauten im Einfamilienhausbereich, dass die benötigten Wohnungen im Bestand ersetzt werden müssen. Auf Bestandsbauten aber, die in privater Hand sind, hat die Kommune keinen Einfluss. Ob da jemand im Alter aus einem zu großen Haus ausziehen und in eine kleinere Wohnung umziehen möchte, ist die Entscheidung des einzelnen. Viele ziehen erst um, wenn gesundheitliche Gründe dies erzwingen. Und dann gibt es das Problem mangelnden seniorengerechten Wohnraums.

Sanierungen im Bestand statt Neubauten sind zwar total richtig, aber komplizierter und teurer. Wenn der Bund dafür Geld locker machen möchte, frage ich mich, woher das Geld kommen soll bei all den Ausgaben, die wegen Pandemie und Krieg schon geleistet werden. Dabei geraten dann die Aufwendungen für Klimaschutz, Klimaanpassung und den Erhalt der Ökosysteme vermutlich völlig aus dem Blick.

Außer dass finanzielle Mittel fließen müssen, ist auch das Baugesetzbuch noch nicht bundesweit so ausgearbeitet, dass darin Klimaanpassung für ein solches neues klimagerechtes Bauen berücksichtigt werden muss. Es sieht einen Rahmen vor, die Ausgestaltung obliegt den Kommunen. Und wenn deren Verwaltungen keinen klaren Auftrag von der Politik erhalten, um weniger Flächen zu verbrauchen, Gebäude anders zu bauen, weniger zu versiegeln, Grünflächen zur Wasserspeicherung und zur Frischluftzufuhr einzuplanen, Bäume zu erhalten und neue zu pflanzen, andere Straßen mit breiteren Fahrradwegen anzulegen, also kurzum nicht insgesamt anfangen die Kommune „grüner und blauer“ werden zu lassen, wird es sehr, sehr, sehr lange dauern, bis wir anders wohnen.

Doris Friemelt