Diskussion: Weg mit §218

In einem Schreiben an die Ortsvereinsvorstände und den Kreisverband wendet sich Patricia Jessen, Vorsitzende des Arbeitskreises Sozialdemokratischer Frauen im Kreis Viersen, an die Genossinnen im Kreis

Liebe Genossinnen,

wie bei der letzten Sitzung der AsF Stadt und Kreis Viersen besprochen, habe ich soeben das unten angehangene Anschreiben an unseren Kreisvorstand und sämtliche Ortsvorstände postalisch gesendet. Ziel ist, dass möglichst viele OVs sowie unser KV dem Aufruf beitritt und offiziell unterschreibt. 

Der Aufruf „Weg mit §218“ (https://wegmit218.de) ist ein überparteilicher Aufruf sämtlicher (politischer) Organisationen, die sich für die Abschaffung von §218 einsetzen, die gegen die Entmündigung von Frauen kämpfen und gegen die Kriminalisierung der Entscheidung über den eigenen Körper. Sowohl die Bundes wie die Landes AsF sind dem Aufruf beigetreten und ich kann stolz verkünden, dass wir dies auch als Kreis AsF getan haben!

Ich möchte Euch bitten, Euch gemeinsam mit uns bei Euren Vorständen in den einzelnen Ortsvereinen und auf Kreisebene stark zu machen, dass hier die Wichtigkeit des Themas erkannt wird. Sprecht Eure Ortsvorstände und den Kreisvorstand an. Baut mit uns zusammen Druck auf, dass das Thema wahrgenommen wird! Dass die Ortsvorstände sich entschließen, dem Aufruf beizutreten.

Weißt darauf hin, dass auch unsere Bundes-SPD die Relevanz des Themas erkannt hat: die Abschaffung von 218 und 219 sind Teil unseres aktuellen Wahlprogramms!

Die Not ist groß, auch im Kreis Viersen. Es gibt im gesamten Kreis, so die Rückmeldung der Gleichstellungsbeauftragten aus Viersen an mich, keine Einrichtung, wo eine Frau nach der demütigenden Erfahrung, sich zwangsweise beraten lassen zu müssen, eine nicht medizinisch begründete Abtreibung vornehmen kann. 

Frauen müssen auf Mönchengladbach und Krefeld ausweichen, in der Hoffnung, dort überhaupt einen Termin zu finden. Den anderen bleibt der Weg über die Grenze nach Holland. 

So oder so müssen dann bei der nicht medizinisch indizierten Abtreibung die Kosten von der Frau selbst übernommen werden.

Liebe Genossinnen, wenn ich diese Worte schreibe, dann bin ich sprachlos und wütend, dass wir seit 1871 entmündigt sind, was unseren Körper und unsere Entscheidung betrifft. Wir müssen uns fragen, ob dies auch der Fall wäre, wenn Männer ungewollt schwanger werden könnten. Ich denke, wir alle kennen die Antwort darauf.

Missversteht mich und die Genossinnen der AsF nicht – wir sind NICHT für einen Abbruch bis zu einer beliebigen Schwangerschaftswoche! Wir sind zudem dafür, dass es Beratung und Unterstützungsangebote für Frauen gibt, die vor dieser schwierigen Entscheidung stehen – aber ohne Zwang.

Ich bitte Euch abschließend noch einmal, dass Ihr Euch in Euren Ortsverbänden dafür einsetzt, dass diese dem Aufruf beitreten und danke Euch im Vorhinein herzlich für Eure Mühen. 

Mit vielen solidarischen Grüßen 
Patricia Jessen
Vorsitzende AsF Stadt und Kreis Viersen