SPD-Frau kämpft für Klimaanpassung

Grefrath Auch hier in Grefrath sei der Klimawandel deutlich zu spüren. Dürre, Hitze, Starkregen oder Sturm machten nicht an der Gemeindegrenze Halt. Warum Klimaanpassung eine Lösung ist.

Seit rund vier Jahren ist Doris Friemelt Mitglied in der SPD. Heute engagiert sich die Sozialdemokratin als sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität. Vertretungsweise ist sich auch im Bau- und Planungsausschuss und im Wahlausschuss tätig. Sie habe sich schon immer für Politik interessiert, schon des Berufes wegen: Doris Friemelt war Lehrerin für Deutsch und Geschichte an der Anne-Frank-Gesamtschule in Moers. Seit 1978 lebt sie in Oedt.

Ihren Blick hatte sie im Wesentlichen auf die Bundespolitik gerichtet, „die Lokalpolitik ist zunächst an mir vorbeigegangen“, gibt sie zu. Der Streit um die damalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles habe sie letztendlich bewogen, in die SPD einzutreten. Die Vorgehensweise einiger männlicher Kräfte habe ihr gar nicht gefallen: Der Entschluss war gefasst. Sie meldete sich im Viersener Büro: „Ich möchte in die SPD eintreten, denn es scheint Bedarf an Frauen zu geben.“ Gesagt, getan. Doch die erste Zeit empfand Doris Friemelt als schwierig. „Ich habe einen Brief nach Berlin schreiben müssen, weil sich zunächst niemand um mich gekümmert hatte“, erinnert sie sich. Sie sei schließlich zum Rathaus gegangen und wollte an einer Fraktionssitzung teilnehmen. „Das geht natürlich nicht so einfach, man kann nicht einfach an einer solchen Sitzung teilnehmen“, weiß sie längst, „aber ich habe meinen Bedarf angemeldet, dass ich gerne mitarbeiten wollte.“

Ihr Thema: Klimawandel und Klimaanpassung. „Gerade zur Anpassung wissen wir schon einiges, aber nicht so viel, dass es den Menschen klar macht, dass wir jetzt wirklich etwas tun müssen – auch hier in Grefrath“, erklärt sie. Man glaube, man lebe in einer heilen Welt, weil in Grefrath alles so schön grün sei, vergesse aber, dass die gesamte Welt vom Klimawandel betroffen sei – und damit auch die grüne Insel, in der man hier lebe. Dieses Bewusstsein entwickele sich langsam, weil man merke, dass Dürre, Sturm, Hitze oder Starkregenereignisse vor keiner Ortsgrenze Halt machen. „Wenn in Tönisvorst 40 Grad gemessen werden, habe ich die Hitze auch hier vor der Haustür“, sagt Doris Friemelt. Das Problem sei: Es kommt schleichend. Dennoch könnten die Auswirkungen für die kommenden Generationen verheerend sein.

Wohnt denn dem Begriff Klimaanpassung nicht auch Resignation inne, wenn es uns schon nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, dann müssen wir uns zumindest anpassen? „Es ist ein Erfordernis. Der Mensch muss sich, so weit es geht, schützen“, antwortet die SPD-Politikerin. „Da wir die Klimaziele nicht erreichen, haben wir mit der Klimaanpassung die Möglichkeit, uns zu schützen“, ergänzt sie. Die Maßnahmen zur Klimaanpassung seien in Grefrath jedoch noch nicht so berücksichtigt worden, wie es notwendig wäre.

Da wären beispielsweise naturbasierte Lösungen. Bei Starkregen müssten die Gebäude geschützt werden, eine Frage, die vor allem die Eigentümer betrifft. Die Gemeinde Grefrath könne bei kommunalen Gebäuden entsprechende Maßnahmen ergreifen, bei privaten Eigentümer könne sie das nicht. „Aber die Gemeinde kann zumindest informieren“, sagt Friemelt. Es gebe reichlich Angebote, wie man Fenster, Türen und vor allem sanitären Anlage schützt. Dennoch müsse sich die Gemeinde um ihre Kanalisation kümmern. Überschüssiges Wasser müsse abgeleitet werden können. Für den privaten Eigentümer könne das ganz einfach heißen: „An jedes Haus, an jedes Gartenhäuschen eine Regentonne.“ Das heißt auch, Wasser speichern zu können, um bei Dürre wässern zu können.

Gegen Hitze helfe grüne Infrastruktur. „Bäume pflanzen“, sagt Doris Friemelt, auch wenn dieser Prozess durchaus kostenintensiv sein könne, was Platz und Pflege betrifft. Oft genug werde der große Aufwand als Argument ins Feld geführt, der die Maßnahmen zur Klimaanpassung begleite. Mal störe das viele Laub, mal sei der Personalmangel zu groß, mal sei etwas technisch nur schwer umzusetzen. Das Klimaanpassungsgesetz in NRW sei an vielen Stelen zu schwammig formuliert, führt Friemelt an. Wenn jetzt eine Maßnahme formuliert werde, komme es einem Betteln gleich. Dabei trüge der Schein, meint Friemelt: Grefrath habe nicht so viele Grünfläche, habe einen relativ hohen Versiegelungsgrad, die landwirtschaftliche Nutzung sei vorrangig.

Das Wichtigste sei jedoch die Kommunikation und Information. Doris Friemelt habe bemerkt, dass in den Fraktion ein Umdenken stattgefunden habe. Umwelt- und Klimaschutz sei eben nicht nur ein Thema der Grünen, so Friemelt. So regt die SPD-Politikerin an, sich intensiv mit dem Thema Fassadenbegrünung zu beschäftigen. Dazu gehöre die passende Information für Bürgerinnen und Bürger. „So kann man etwas für die Klimaanpassung und für die Energieeinsparung tun“, sagt sie. Diese Information müsse umfassend sein. Das könne auch die Gemeinde leisten.

Was die Politik betrifft, so verdiene diese Thematik eine rudimentäre Überparteilichkeit. „Es betrifft nämlich alle in unsere Gemeinde“, sagt Doris Friemelt.
Quelle: Rheinische Post 05.10.2022 Text und Foto: Uli Rentzsch

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