Sommergespräch mit der Rheinischen Post

In dieser Woche stellten sich der Ortsvereinsvorsitzende Hugo Bellgardt und der Fraktionsvorsitzende Bernd Bedronka dem Redakteur Ulrich Rentzsch von der Rheinischen Post.

Grefrath Das Thema Bauen ist in der DNA der Sozialdemokratie fest verankert — auch in Grefrath. Der Fraktionsvorsitzende Bernd Bedronka und der Ortsvereinsvorsitzende Hugo Bellgardt fanden im Sommergespräch mit unserer Redaktion deutliche Worte. (von Uli Rentzsch Text und Foto)

Den Fokus der sozialdemokratischen Arbeit in Grefrath hatte die SPD schon seit einigen Jahren auf das Thema Bauen gelegt, im Speziellen auf den Geschosswohnungsbau. „Nun wird das Thema auch von anderen aufgegriffen“, sagt Bernd Bedronka, Fraktionsvorsitzender der SPD im Grefrather Gemeinderat. Die Zahlen lägen auf dem Tisch: „Wir wissen, dass es in Grefrath zu wenige Mietwohnungen gibt, sowohl für ältere Bürgerinnen und Bürger, die in eine kleinere Wohnung wechseln wollen, als auch für jüngere Menschen, die in Grefrath bleiben wollen.“ Was die Anmerkungen der anderen Parteien angehe, gebe es inzwischen Übereinstimmung. Bei der konkreten Umsetzung sieht Bedronka noch Luft nach oben. Beispiel Haffmansfeld: Hier seien zunächst zwei Geschosswohnungsbauten geplant gewesen, dort, wo jetzt der Kindergarten errichtet wird. Letztlich sei anders entschieden worden. In den Baugebieten Färberstraße in Oedt und im Mayfeld in Grefrath sei der mehrgeschossige Wohnungsbau aber gesichert.
In diesem Zusammenhang ist es für die SPD wesentlich, nicht nur wie die Entscheidungen fallen, sonder auch, wer daran beteiligt wird, wie Politik und die Bürgerschaft eingebunden werden. „Das Mitnehmen der Bevölkerung, das scheint aus unserer Sicht in den letzten ein, zwei Jahren zu leiden“, sagt Bedronka. Im Baugebiet Haffmansfeld beispielsweise sei die Vergabe der Grundstücke völlig intransparent gewesen. Auch für die Anwohner der Straße Am Wemken in Oedt sei die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern schief gelaufen. Dieser Bereich sei nicht ins Straßen- und Wegekonzept aufgenommen worden, ergänzt Hugo Bellgardt, Vorsitzender des Ortsvereins der SPD: „Nachdem die Gemeinde das Thema ins Rollen gebracht hat, konnte man es nicht mehr zurücknehmen. Die Gemeinde hätte sagen können, dieser Bereich ist nicht kostenpflichtig für die Anlieger.“ Jetzt stünden die Kosten nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) im Raum.
Bedronka führt ein weiteres Beispiel an: Die Sperrung des Grefrather Marktplatzes. Die Politik habe das einstimmig beschlossen. Allerdings sei die Grundlage für diesen Beschluss gewesen, es sei mit allen Beteiligten gesprochen worden. „Aber das stimmt nicht. Mit den Eigentümern der Immobilien wurde gesprochen, aber nicht mit jenen, die dort ihr Geschäft betreiben“, sagt Bernd Bedronka. Es gehöre zur Gesamtkommunikationskultur, wie dieses Thema vermittelt werde. Allerdings, räumt Bedronka ein, gebe es eine Hol- und Bringschuld. Zum Thema Baugebiet an der Färberstraße hatten die Anwohner bei Bürgerversammlungen der SPD ihre Bedenken geäußert: Zwei wichtige Themen seien besprochen worden: Was passiert mit den dort anliegenden Schrebergärten, und gibt es die Möglichkeit einer Baustraße, damit Bagger und Lkw nicht permanent durch das Viertel rollen? „Vor allem hinsichtlich der Baustraße muss eine möglichst schnelle Lösung gefunden werden“, sagt Hugo Bellgardt.
Auch die aktuellen Einwände eines Anwohners müssten inhaltlich angehört und geprüft werden. „Für uns macht es allerdings Sinn, dass das Baugebiet so erschlossen wird, wie es geplant wurde“, sagt Bedronka. Bellgardt weiß, dass viele ältere Anwohner gerne in eine kleinere Wohnung ziehen wollen, aber ihr Viertel nicht verlassen möchten: „Das war schon immer unsere Philosophie.“
Bedenken hat Hugo Bellgardt auch hinsichtlich der Organisationskosten beim Neubau des Rathauses. Zu den 11,5 Millionen Euro kämen so noch weitere 450.000 Euro hinzu. „Damit werden wir nicht auskommen“, ahnt Bellgardt, „dafür werden nicht für zwei Jahre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Container umziehen können.“ Schon allein durch den Umzug verliere man Leistung, die Arbeitsweise und die Arbeitsprozesse würden sich ändern. „Es gibt möglicherweise viele Freiheiten, aber es benötigt sehr viel Disziplin.“
Zum Thema Energiekrise hatte die SPD jetzt angeregt, der Bürgerschaft umfangreiche Beratungen anzubieten und auf kostenfreie Beratungsstrukturen hinzuweisen. „Beim Familienaktionstag am 11. September am Rathausplatz wollen wir darauf schon aufmerksam machen“, merkt Bellgardt an, aber da müssten Verwaltung und Parteien gemeinsam an einem Strang ziehen. „Wir müssen die Ängste der Bevölkerung Ernst nehmen, wir können nicht immer nach Berlin zeigen, sondern man kann konkret vor Ort in Grefrath anfangen“, sagt Bedronka. Alle wüssten, wie wichtig das Thema Klimaschutz ist, ergänzt Bellgardt: „Eigentlich müssten alle Fraktionen eine konzertierte Aktion starten, es braucht Maßnahmen, die alle verstehen.“ Er würde sich wünschen, wenn aus dem Ausschuss für Umwelt, Klima und Mobilität Anträge an die Verwaltung gerichtet werden, die einen klaren Auftrag beinhalten.“ Das große Ganze sei im Integrierten Klimaschutzkonzept beschrieben, aber man könne auch mit kleineren Maßnahmen vor Ort für eine baldige Umsetzung sorgen. „Der UKM ist so eine der großen Enttäuschungen dieser Wahlperiode“, sagt Bedronka.

Grefrath muss sich um den Kanalbau kümmern

Wenn man schon von einer Baugemeinde Grefrath spreche, müsse man auch bedenken, dass aktuell Bauvorhaben immer wieder verschoben werden, sagt Hugo Bellgardt. Gemeint ist der Kanalbau. Es wird befürchtet, dass die Kanäle in absehbarer Zeit marode werden. Man fürchtet einen Instandhaltungsrückstau. Dabei steigen doch die Kosten Jahr für Jahr. Weitere Themen: www.spd-grefrath.de.

Quelle : Rheinische Post, 2. 9. 2022
Wir danken der Rechtsabteilung der Rheinischen Post Düsseldorf für die Abdruckgenehmigung.